-Eine junge Religionslehrerin bloggt über Schule, ihre Familie und ihren Glauben-

#7 Vorstellungsstunde ev. Religion

Vorstellungsstunde Religion

Seit dieser Woche bin ich als Religionslehrerin an einer neuen Grundschule eingesetzt. Ich hatte die Möglichkeit mein Fach in den Klassen ausgiebig vorzustellen. Das ist tatsächlich nicht immer selbstverständlich. Ich habe aber das Glück auf eine Schulleitung zu treffen, die sich seit Jahren evangelischen Religionsunterricht an ihrer Schule wünscht. Dadurch bekomme ich viel Unterstützung und werde mit Offenheit empfangen. Das freut mich und motiviert mich, gerade weil ich auch schon das Gegenteil erfahren habe.

In diesem Artikel möchte ich euch zeigen, wie ich den Religionsunterricht den Schüler*innen in der Grundschule vorstelle.

Wichtig für meine Vorbereitung auf die Vorstellungsstunde (45min) war, dass die Schüler*innen mit Religion im schulischen Kontext (als Unterrichtsfach und Thema) noch nicht in Berührung gekommen sind. Das hieß für mich, eine grundlegende und habtische Präsentation des Religionsunterrichts vorzubereiten.

Ich habe mich dafür entschieden mit einer „Relikiste“ zu arbeiten. Die Relikiste soll fester Bestandteil des Religionsunterrichtes sein. In ihr befinden sich zwei (Kuschel-)Tiere, Fuchs und Eule, die dem Unterricht beiwohnen und ihn mit Fragen und Geschichten bereichern. Der Einsatz der Tiere soll den Religionsunterricht zum einen abheben vom regulären Unterricht und ihn deutlich erkennbar machen. Zum anderen vor allem strukturieren und den Zugang zum Fach und zu den Themen erleichtern (als Beispiel: Frido Fragefuchs bringt jede Stunde eine Frage mit, die im Laufe des Unterrichts beantwortet wird).

Und so beginne ich:
Ich stelle mich und die Tiere, Frido den Fragefuchs und Ella die Erzähleule, vor. Dann öffne ich die Relikiste, die gefüllt ist mit vielen Gegenständen und legen sie auf ein Tuch in die Mitte des Stuhlkreises. Die Kinder bekommen nun die Aufgabe, sich einen Gegenstand zu suchen und sich mithilfe dieses Gegenstandes vorzustellen. Einige Schüler*innen erzählen, dass sie den Gegenstand kennen und warum sie ihn gewählt haben. Andere Schüler*innen berichten, dass ihnen der Gegenstand fremd ist. Oft kommt es hier zu vielen Fragen und Gesprächen. Manchmal entfacht eine tolle Dynamik und aus einer bloßen Vorstellungsrunde wird ein spannender Erfahrungsaustausch.

Nach der Vorstellungsrunde sollen die Schüler*innen ihre Gegenstände zuordnen. Auf dem Tuch in der Mitte gibt es nun zwei Felder: a) diese Gegenstände haben mit dem Religionsunterricht zu tun b) diese Gegenstände haben nichts mit dem Religionsunterricht zu tun. Zuallererst teilen wir gemeinsam die Gegenstände in die beiden Kategorien ein, die übrig geblieben sind. Dann sind die Kinder dran. Jedes Kind ordnet seinen Gegenstand entsprechend zu. Anfangs sind sich die Schüler*innen sehr sicher mit ihrer Einteilung. Wenn ich aber nachfrage, ob ein Gegenstand vielleicht doch zum Religionsunterricht gehört, denken sie noch einmal nach und entwickeln mitunter spannende Begründungen. Als Beispiel der Gegenstand ‚Weihnachtsmann‘: Weihnachten hat etwas mit Religion/Religionsunterricht zu tun, aber der Weihnachtsmann ist doch eine Erfindung des Kapitalismus, oder?
Ich lasse die Schüler*innen die Gegenstände ein paar mal hin und her tauschen (immer mit Begründung). Manchmal werden sogar neue Kategorien erfunden. Dann löse ich auf: alle Gegenstände haben mit dem Religionsunterricht zu tun. Zu jedem Gegenstand erzähle ich nun, warum ich ihn mitgebracht habe und auf welches Thema er im Religionsunterricht hinweist (die jüdische Kippa verweist auf das Judentum, der Würfel zeigt, dass wir spielen werden, der Schlüssel steht symbolisch dafür, dass wir Geheimnisse öffnen, die Clownsnase, steht dafür, dass wir auch mal Quatsch machen,…).

An dieser Stelle spreche ich auch organisatorisches (Bewertung, Anmeldungen,…) zum Religionsunterricht an und verteile Anmeldeflyer.

Da die Schüler*innen nun schon einige Zeit gesessen, gesprochen und zugehört haben, spiele ich ein kurzes Spiel. Alle Stühle werden an den Rand geschoben und die Kinder stellen sich in die Mitte. Das Spiel ist als eine Art Ja-Nein-Barometer zu beschreiben. Ein Kind zieht aus einem Umschlag eine Aussage (z.B. Ich bin getauft) und die Kinder positionieren sich mit ihrem Körper entsprechend der Antwort. An der Tafel stehen bedeutet ‚Ja‘ und an der Tür stehen heißt ‚Nein‘. Das Kind, welches den Zettel gezogen hat, darf ein Kind zu seiner Position befragen. Das Spiel eignet sich sehr gut, um einen ersten Eindruck über die Schüler*innen zu gewinnen. Ich verfasse meistens Aussagen über die eigene Religiosität und religiöse Erfahrungen. Damit habe ich dann schon einmal einen groben Eindruck/ Überblick über die Schüler*innen und kann meine Unterrichtsplanung anpassen.

Je nachdem wie viel Zeit noch bleibt, beginne ich zum Ende mit einer Deckblattgestaltung. Die Aufgabe beinhaltet, dass die Schüler*innen die neu gelernten Symbole und Zeichen auf ihrem Deckblatt einfließen lassen müssen (als Wort oder Zeichnung). So wird die Gesprächsrunde über den Religionsunterricht gleich vertieft. Die Relikiste lasse ich bei dieser Aufgabe noch geöffnet, damit die Kinder sich Gegenstände noch einmal ansehen oder abmalen können. Das Deckblatt wird in der nächsten Religionsstunde beendet und bewertet.

Je nach Klassenstufe passe ich die Vorstellungsstunde an, breche sie runter oder erhöhe den ‚Schwierigkeitsgrad‘.
Wie stellt ihr den Religionsunterricht vor?